Anwendergeschichte von Milena Danneil
trägt zwei unilaterale Orthesen mit NEURO SWING H₂O Systemknöchelgelenken (Stand 2020)
Steckbrief
- 1997 geboren
- studiert Orthobionik in Göttingen
- 2017 erste Versorgung mit Orthesen
Ein schwerer Anfang
Milena hat es nicht leicht, als sie das Licht der Welt erblickt. Wenige Minuten nach der Geburt bleibt ihre Atmung aus. Vier Minuten lang bekommt sie keinen Sauerstoff. Darauf folgen Jahre, in denen sie erhebliche Probleme mit ihren Beinen hat. Im Säuglingsalter werden bei ihr Sichelfüße und eine Hüftdysplasie festgestellt, also eine angeborene oder erworbene Fehlbildung der Hüftgelenkpfanne. Als Milena laufen lernt, merken ihre Eltern, dass sie Koordinationsschwierigkeiten hat. Mit den Jahren bleibt ihr Gangbild auffällig – es liegt eine Innenrotation der Beine, eine Valgusfehlstellung der Knie und ein starker Knickfuß vor. Aufgrund ihrer gestörten Wahrnehmung der eigenen Beine im Raum und in Relation zum Rest ihres Körpers guckt sie beim Laufen aus Unsicherheit oft auf ihre Füße. Milena hat außerdem seit früher Kindheit regelmäßig starke Schmerzen mit neuropathischem Charakter in den Beinen. Diese werden zunächst für Wachstumsschmerzen gehalten, was sich jedoch im Erwachsenenalter als irrtümlich herausstellen wird. Physiotherapeuten empfehlen ihr, mit dem Reiten anzufangen.
Dann kommt der Unfall – 2013 tritt Milenas Pferd ihr aufs rechte Bein. Sie erleidet einen Kreuzbandriss und einen Meniskusschaden. Die OP folgt erst neun Monate später, danach wird sie trotzdem weiter von Knieproblemen geplagt. Als Milena 2016 mit dem Reiten aufhört, verschlechtern sich Gangbild und Koordination kontinuierlich. Im selben Jahr beginnt sie ihr Studium der Orthobionik an der PFH Göttingen. Mit dem Wissen, dass sie sich dort aneignet, kann sie auch ihr eigenes Gangbild besser verstehen. Nach einem Krankenhausaufenthalt 2018 in der neurologischen Abteilung des Universitätsklinikums Göttingen kann keine Diagnose gestellt werden. Es besteht allerdings ein Verdacht auf hereditär bedingte spastische Paraparese bzw. Dystonie der Waden- und Fußmuskulatur (also eine unvollständige Lähmung beider Beine mit unwillkürlichen Kontraktionen der Muskeln). Der Therapievorschlag: Achillessehnenverlängerung oder Botox-Therapie. Beides kommt für Milena nicht in Frage.
Erste Versuche mit Orthesen
Mit ihren Dozenten bespricht Milena zum ersten Mal die Möglichkeiten einer orthetischen Versorgung. 2017 wird sie mit Einlagen mit sensomotorischen Elementen versorgt. Leider zeigt sich keine Verbesserung. Es folgt ein zweiter Versuch mit sensomotorischen Einlagen, dieses Mal kombiniert mit konfektionierten AFOs (Unterschenkelorthesen) eines namhaften Herstellers. Die AFOs aus Carbon sind dynamisch, aber gelenklos gefertigt. Der Versuch zeigt keinen Erfolg. Auch die Versorgung mit einer Außenrotationsbandage ist vergeblich.
2018 bekommt Milena schließlich maßgefertigte DAFOs (dynamische Unterschenkelorthesen) aus Kunststoff. Nun sind geringe Fortschritte erkennbar. Einige Monate später, Anfang 2019, wird sie mit maßgefertigten AFOs versorgt, in welche die DAFOs aus Kunststoff integriert werden. Die AFOs sind zwar mit Knöchelgelenken ausgestattet, allerdings ist die Federkraft der Gelenke zu gering, um Milena genügend Sicherheit beim Stehen und Gehen zu geben. Deshalb muss die Beweglichkeit der Gelenke komplett blockiert werden. Das Laufen fällt ihr mit diesen Orthesen leichter, trotzdem hat sie ein unphysiologisches Gangbild und entwickelt Kompensationsmechanismen. Beispielweise neigt sie ihren Oberkörper beim Gehen nach vorne, um auszugleichen, was ihren Beinen an Muskelkraft fehlt. Sie hat auch weiterhin starke und häufig auftretende Schmerzen in den Beinen und Schwierigkeiten mit ihrer Haltung, sowohl beim Stehen als auch beim Gehen. Auf schrägen Ebenen kann sie nur mit viel Anstrengung laufen. Besonders schlimm findet sie es, wenn plötzlich die Spastik in ihren Beinen einsetzt und sie die Orthesen schnell ausziehen muss, um Quetschungen zu vermeiden. Wenn sie ihre Orthesen nicht trägt, spürt sie jedoch eine Verschlechterung der Spastik.
Persönliche Erfahrung mit NEURO SWING H₂O AFOs – „Laufen macht Spaß!“
Ende 2019 kommt dann der Durchbruch: Milena baut sich selbst zwei maßgefertigte, unilaterale AFOs aus Carbon mit NEURO SWING H2O Systemknöchelgelenken. Sie kombiniert diese AFOs mit sensomotorischen Elementen. Die Knöchelgelenke der AFOs bewirken zusammen mit den Unterschenkelschalen an den Schienbeinen eine dynamische Aufrichtung und eine Verbesserung der Gang- und Standsicherheit. Der Innenrotation ihrer Beine und der starken Beugung ihrer Knie wird so entgegengewirkt. Das Gehen auf schrägen Ebenen fällt Milena nun leichter. Lange Tage ohne Sitzpausen und lange Gehstrecken im Allgemeinen stellen kein Problem mehr dar. Milenas Schrittlänge hat sich vergrößert und ihre Haltung deutlich verbessert. Die Schmerzen in ihren Beinen treten maximal einmal in zwei Monaten auf, statt wie zuvor dreimal pro Woche. Nach dem Ausziehen der Orthesen ist der Muskeltonus fast normal. Die Orthesen bieten Milena eine aktive Unterstützung beim Gehen und absolute Sicherheit. Milena hat totales Vertrauen in ihre Orthesen und guckt beim Gehen nicht mehr auf ihre Füße.
„Ich habe keine Angst mehr davor, den ganzen Tag in der Werkstatt zu stehen oder lange Strecken zu überwinden. Eher freue ich mich über jeden Schritt, den ich mit den NEURO SWING H2O AFOs mache. Anstatt bei jedem Schritt auf meine Füße zu schauen, kann ich einfach geradeaus gucken und den Orthesen vollkommen vertrauen, ohne zu stolpern.“
Die Knöchelgelenke der Orthesen sind übrigens schmutz- und wasserresistent. Etwas Anderes kommt für Milena gar nicht mehr in Frage – wie soll sie sonst gemütlich am Strand spazieren gehen?